„Harte Zeiten schaffen starke Männer,
starke Männer schaffen gute Zeiten,
gute Zeiten schaffen schwache Männer,
schwache Männer schaffen harte Zeiten.“
Wann immer so ein niedrigkomplexer Bullshit in sozialen Netzen auftaucht, hagelt es ein frenetisches Like-Gewitter:
Entladung, Bestätigung, Erleichterung, ENDLICH eine einfache Erklärung für all die Idiotie, ENDLICH!
Ich schaue mir solche Schauspiele immer wieder fasziniert an.
Die Dumpfheit ist ja an Banalität kaum zu übertreffen.
Diese *hust* "Logik" ist linear-kausal aufgebaut und folgt einem simplen, monokausalen Zyklus.
Sie suggeriert:
- EINE Richtung (A führt zu B führt zu C …)
- EINE geschlossene Schleife (quasi "naturgesetzlich")
- KEINE Rückkopplung, KEINE Emergenz, KEINE Variation (das ist Nazi-Denk)
Die Welt besteht aus zirkulären Wechselwirkungen, multikausalen Beziehungsgefügen und dynamischen, nichtlinearen Systemen.
Solche Sätze reduzieren komplexe Gesellschaftsdynamiken auf pseudophilosophische Küchenpsychologie.
Abgesehen davon trägt diese Aussage einmal mehr geschlechterblinde, hochgradig patriarchale, eindimensional maskuline Denkweisen in den Raum und ignoriert zum Beispiel Frauen, nichtbinäre Personen, kollektive Prozesse, soziokulturelle Kontexte von Stärke/Schwäche.
Ich will dann fragen: "Hey, was sind gute Zeiten"? Für wen? Wer definiert "hart" und "schwach"?
Da kommt grundsätzlich eine monoperspektivische, normativ-ideologische Sichtweise raus.
Es fehlen: Unterschiede in Kultur, Klasse, Generation, Sichtbarkeit von Machtverhältnissen bis hin (das möchte man ja noch gar nicht einfordern) zu Reflexion über Systemgrenzen und die Beobachterrolle.
Gesellschaften verändern sich nicht durch Einzelpersonen ("strong men"), sondern durch:
Verteilte Entscheidungen, kommunikative Prozesse, Selbstorganisation usw.
Die Phänomene Trump und Musk sind keine Einzelleistungen, sondern Symptome eines humanistisch dysfunktionalen Zeitgeists.
Und wir tun gut daran, nicht länger solche trivialisierenden, deterministischen Darstellungen zu glorifizieren –
sondern tiefer zu denken und uns auszudrücken:
Flood the zone with Verständnis von Komplexität und kollektiver Intelligenz.
Damit der Lärm des Vereinfachens nicht länger das Denken und Fühlens ersetzt.